Bank f. ‚Sitzgelegenheit' (< 9. jh.) mhd. banc, ahd. bank, as. bank aus g.
*banki-m. ‚bank', auch in anord. bekkr, ae. benc, afr. benk, bank, bonk.
daneben steht der n-stamm anord. bakki ‚erhöhung', ae. hobanca ‚bettstelle'.
das femininum ist erst mittelhochdeutsch und vielleicht altenglisch. weitere
herkunft unklar. vielleicht als ‚kante' (gemeint waren ursprünglich die um
den saal herumlaufenden bänke) aus g. *branka- mit ausdrängung des -r-, doch
ist mit dieser bedeutung sonst nur ablautendes (me., ne., mndl., nndl.)
brink bezeugt.
Auf einem Spaziergang im Frühjahr kam ich an einem Feld vorbei, welches mir
sofort ins Auge stach. An verschiedenen Stellen hatte jemand Steine
aufgehäuft; neben Natursteinen größere Findlinge, die beim Ackern an die
Oberfläche befördert werden, behauene Granitblöcke, die wohl irgendwann zur
Begrenzung von Gehsteigen dienten, Kanaldeckel aus Beton, aber auch
zerbrochene Grabsteine. Neben diesen Hügeln kleinere oder größere künstlich
angelegte Tümpel. Einmal war ich erstaunt, weil dieses Gelände nicht
eingezäunt war. Es war nicht einmal zu sagen, wo es anfing oder endete. In
den nächsten Monaten habe ich diesen seltsamen Ort mehrfach besucht. Die
Steine veschwanden unter Brennesseln, unter Schilf oder Sträuchern. Aber
jedesmal waren neue Steingebilde oder andere Eingriffe zu erkennen. All
diese Steine und Tümpel schienen keinen eigentlichen Zweck zu haben, einzig
einer unbestimmten Lust am Schönen zu entspringen. Ich dachte an eine Art
Zwiesprache zwischen dem Gestalter und dem Gelände; Rede und Gegenrede,
Eingriffe und ihre jeweiligen Folgen.
Ich habe mich immer wieder gefragt, was für ein Mensch das wohl sein müsse,
der ein so reizvolles Gelände anzulegen versteht. Lange dachte ich an einen
Künstler. Lois Weinberger fiel mit ein. Dann dachte ich an jemand, der sich
mit Permakultur beschäftigt, in der die Beachtung der Wechselwirkungen eines
Systems, die Nutzung natürlicher Ressourcen, das Kreislaufdenken oder die
Nutzung und Mitgestaltung von Entwicklungen und Abläufen der Natur eine
wichtige Rolle spielen. Auch Permakulturen kennen das vielfältige
Nebeneinander wie das Arbeiten mit Steinen, welche unter anderem dazu
dienen, Wärme zu speichern. Eigentlich wäre die Antwort einfach gewesen.
Spätestens im Juni war zu sehen, dass auch die Äcker und Wiesen Teil des
Geländes sind. Zwischen den Kartoffeln mit ihrem tiefen Grün fanden sich
eine Vielzahl anderer Pflanzen, Sonnenblumen etwa, Saubohnen oder Erbsen, in
den Furchen Wicken und Klee. Die Kühe, die auf den umliegenden Wiesen
weideten, schienen, wenngleich auch zwei von ihnen die Hörner fehlten, aus
einer längst vergangenen Zeit zu stammen. Kühe mit Eigensinn und Charakter.
An einem Anhänger mit einem Wassertank und Selbsttränke waren Bürsten und
andere Geräte montiert, an denen sie sich, in Ermangelung an Hecken, reiben
konnten.
Wenngleich die moderne Landwirtschaft für solche Spielereien wenig Sinn hat
und die Kulturlandschaften einförmig gemacht, sie vielerorts ihrer letzten
Hecken oder Sümpfe beraubt hat, so ist der kleinbäuerlichen Kultur der hier
praktizierte Umgang mit Material nicht fremd. Jahrhunderte lang hatte sie
ein besonders Verhältnis zu Abfall, Übriggebliebenem oder Vorgefundenem. Da
fällt mir etwa ein alter Bauer ein, der die nutzlosgewordene Tür einer
Waschmaschine in seinem Schafstall als Fenster eingebaut hat. Dass dieses
Fenster an das Bullauge eines Schiffes denken ließ, stört ihn nicht. Die
kleinbäuerliche Kultur kannte genaugenommen keinen Abfall. Bis auf weniges
ließ sich alles irgendwie verwenden. Nur die kleinbäuerliche Kultur kennt
Künstler wie Franz Gsellmann mit seiner berühmt gewordenen "Weltmaschine"
oder Lois Weinberger, dessen Arbeit besticht, weil er den Dingen ihr
Eigenleben lässt. Wie Franz Gsellmann seine "Weltmaschine" eigentlich nie
beenden konnte, und Gsellmann, würde er noch leben, immer noch damit
beschäftigt wäre, Teile ein- oder auszubauen, so sind die Arbeiten von
Weinberger eigentlich nie abgeschlossen, auch dann nicht, wenn er seine
Arbeit beendet hat. Gsellmann hat sich vor allem mit Eisenschrott
beschäftigt. Weinberger hat mit Steinen begonnen. Er wollte kein Bildhauer
sein, weshalb er die Steine auch nicht behauen hat. Er hat sie einfach
gefunden und bestenfalls mit kleinen maschinellen Eingriffen versehen.
Dennoch steht der Bauer dieser Geschichte Franz Gsellmann näher. Ihn drängt
es nicht in die Welt hinaus, nicht weg vom Ort der eigenen Kindheit.
Inzwischen habe ich den Gestalter dieser seltsamen Gartenlandschaft
kennengelernt. Rudi Nagiller ist ein Bauer in meinem Alter. An heißen Tagen
trägt er einen Strohhut, Boxer-Shorts, geht auch mal barfuß. Er war in einem
seiner Äcker mit Jäten beschäftigt. Im Hemd steckte ein ziemlich großes
batteriebetriebenes Radiogerät. Er arbeitete gleichförmig, allerdings ohne
jede besondere Eile. Wir kamen ins Reden. Er griff in sein Hemd und stellte
das Gerät ab. Erstaunlicherweise war ihm meine Frage, wohin sich das Ganze
entwickeln werde, völlig fremd. Soviel Glück hat mich beschämt, das Fehlen
allen Bemühens, aus einer Begabung Geld zu machen. Er macht es einzig für
sich. Eine Botschaft für andere hat er nicht. Mit Permakultur hat er sich
nicht beschäftigt. Auch an Kunst hat er noch nie gedacht. Schon eher an eine
Welt, die ihm Platz gibt und ihn erstaunen lässt. In keiner
Schriftstellervereinigung hatte ich je das Gefühl, einem Dichter begegnet zu
sein. Das mag auch damit zu tun haben, dass wirkliche Dichter
Vereinsversammlungen meiden. Als ich mit Rudi Nagiller sprach, hatte ich das
Gefühl, einen wirklichen Dichter vor mir zu haben, auch wenn er mehr Zeichen
als Worte zusammenfügt. Manche der Steine, allesamt Fundstücke, tragen
Aufschriften. Da die meisten von ihnen zerbrochen sind, haben wir es mit
Textfragmenten zu tun. Meine diesbezügliche Äußerung hat bei ihm Heiterkeit
ausgelöst. Während wir glauben, originäre Texte zu schreiben, weiß er, dass
der Acker kein weißes Blatt Papier ist, sondern mit allem, was sein Erdreich
birgt, ebensoviel Text produziert. Die Genforschung hat uns gelehrt, dass
jedes noch so kleine Samenkorn sein ABC kennt, und mag die Pflanze, die
daraus entsteht, noch so klein sein. Für den, der Augen dafür hat, vermögen
Pflanzen, aber auch Steine noch anderes zu erzählen. Das Drama der
Behauptung wie der Vergänglichkeit. Um keinen falschen Eindruck zu wecken,
Rudi Nagiller kann dem Unkraut in seinem Acker auch mit dem Gasbrenner zu
Leibe rücken. Er betreibt auch kein Tierasyl. Geschlachtet wird in der
ortsansässigen Metzgerei.
Wer kann noch erstaunt sein beim Anblick einer Wasserpfütze, die sich in den
Traktorspuren nach einem Regen gebildet hat und erst in Tagen völlig
ausgetrocknet sein wird? Rudi Nagiller weiß, dass er mit seinen Stein- und
Tümpelgeschichten nie zu einem Ende kommen wird. Deshalb treibt es ihn auch
nicht zur Eile. Statt Eile Stetigkeit, statt Tun vor allem Schauen. Wie sich
das Ganze entwickeln wird, das wird ihn das Gelände selbst lehren. Im
Gegensatz zu vielen künstlich angelegten Biotopen kennen seine Tümpel keine
Plastikfolien, und dies, obwohl sie an einem Hang angelegt wurden. Manchmal
sind sie randvoll mit Wasser gefüllt, dann trocknen sie wieder fast
vollständig aus. Na und? So ist es eben. Jahre, in denen es kein Obst gibt,
sollen gut für die Bäume sein.
Unter den Steingebilden gefällt mir besonders eine Bank, zusammengefügt aus
drei Steinblöcken. Ein funktionales Objekt, welches allerdings durch seine
leichte Neigung wieder irritiert und an Objekte denken lässt, die Vicino
Orsini im sechzehnten Jahrhundert in seinem Park bei Bomarzo errichten ließ.
Eine Inschrift im Park von Bomarzo lautet: "Der Du hier eintrittst und
versuchst, alles von Anfang bis Ende zu verstehen, sage, ob soviele Wunder
geschaffen wurden, um den Fehler der Kunst zu begehen." Aber mit Manierismen
hat Rudi Nagillers Gartenlandschaft nichts zu tun. Die Steinbank etwa betont
das Verweilen, das müßige Betrachten und Schauen. Sie sagt auch: Nicht nur
mit den Augen nehmen wir die Welt wahr, sondern auch mit unseren
Hinterbacken. Aber es würde wohl hunderte von Jahren dauern, bis sich
Sitzflächen sichtbar dem Granit mitgeteilt hätten und der Stein an manchen
Stellen glatt poliert wäre.
Die meisten Menschen, die an diesen Steinhäufen vorbeispazieren, können wohl
nichts besonderes erkennen. Steinhaufen. Was ist das schon! Im besten Fall
wird ein schrulliger Mensch vermutet, aber in soviel Unkraut, in den
Brachen, die der Landschaft zugestanden werden, vermag kaum jemand etwas
Schönes zu erkennen. Dass er bei seinem Wasser nicht nur an seine Tümpel und
Bäume, nicht nur an Frösche oder an das Vieh, sondern auch an die
Spaziergänger denkt, die hier vorbeikommen, wird wohl den wenigsten
auffallen. Es findet sich zwar kein Brunnen, aber ein Plastikrohr ist so
geführt, dass jeder Spaziergänger bequem Gesicht und Hände waschen kann.
Abgesehen von Bäumen und Johannisbeersträuchern wurde in diesen kleinen
Brachen keine eigene Pflanze eigens gepflanzt. Alles, was hier wächst, war
vorhanden. Es geht nur darum, Platz zuzugestehen. Einzig Steine werden
hergeschleppt.
Das ganze Gelände widerspricht so sehr allen Vorstellungen von einem Garten,
dass es sogar schwer ist, den Eindruck mit Hilfe eines Fotoapparats
einzufangen. Meine Fotos wirken banal. Dies hat damit zu tun, dass es keine
eigentliches Gestaltungskonzept gibt, dass alle Eingriffe letztlich
punktuell sind, auch wenn sich dann, lässt man sich genügend Zeit, das
Gelände zu einem Gesamten zusammenfügt. Man müsste wohl mit einem Ballon
aufsteigen, um das Ergebnis jahrelangen Schauens und Grabens ablichten zu
können. Die Fotografie des Spaziergängers versagt, weil das Gelände
Betrachtungspunkte und Fluchtlinien verweigert. Es findet sich einzig ein
Ruhepunkt. Unter einem Holunderstrauch steht eine morsche Holzbank. Im
Sommer veschwindet der davor liegende Tümpel hinter Binsen und Schilf.
Die meisten Gärten sind schon fertig, bevor sich die Menschen mit ihnen
beschäftigt haben. Man sieht ihnen an, dass ihre Gestalter sich weniger mit
Pflanzen oder Gärten beschäftigen als mit der Frage, wie ein Garten
auszusehen hat, wie andere ihn sehen werden. Die meisten Gärten verstehen
sich als Auslagen. Der Garten des Haues, in dem ich wohne, bildet das
extreme Gegenstück zu Rudi Nagillers Landschaftsprojekt. Ein Mitbewohner mit
der Mentalität eines Hausmeisters rückt jedem Unkraut zu Leibe. Das erste
Gänseblümchen versteht er als deutliches Zeichen, den Rasen zu mähen. Die
Blumen, die wachsen, stammen wie die verwendeten Geräte oder die weißen
Plastikmöbel aus einem Gartencenter. Es ist ein Garten, wie er sich in
Katalogen findet, für die Blicke anderer gemacht. Jedes Eigenleben wird
bekämpft. Die schöne Brombeerhecke, die unkontrolliert wucherte, fiel als
erstes seinem Eifer zum Opfer. Dann ging es den Sträuchern an den Kragen.
Nachdem weitgehend alle Nistmöglichkeiten zerstört waren, wurde an den
schmächlich verstümmelten Kirschbaum ein Vogelhäuschen gehängt. So ein
Garten hat etwas Trauriges. Es ist eine Art Abtötungsprogramm im Grünen.
Statt sich an den vielen Zufällen zu erfreuen, mit Blattläusen zu leben,
sich von dem, was da geschieht, in Erstaunen versetzen zu lassen, wird die
im Berufsleben geforderte Disziplin noch in die Freizeit verlagert. Dass
unser selbsternannter Hausmeister auch noch in der Freizeit arbeitet, wird
spätestens dann offensichtlich, wenn er jeden noch so kleinen Handgriff
seiner Gartenarbeit penibel mit der Hausverwaltung abrechnet. Je mehr
gemäht, beschnitten, begradigt wird, je mehr Blumen aus dem Kaufhaus gesetzt
werden, umso weniger zieht es Kinder in diesen Garten. Auch die Bewohner des
Hauses meiden ihn. Wer immer ihn benutzt, droht zu Inventar zu werden. Der
enge Blick, der den Pflanzen gilt, trifft letztlich auch die Menschen, die
ihn benützen. In solchen Gärten wünsche ich mir manchmal den Anblick einer
dicken fetten portugiesischen Nacktschnecke.
Wann kann man von einem Garten sprechen? Die Frage ist nicht einfach zu
beantworten. Ich habe schon öfters rekonstruierte historische Gärten
gesehen, etwa Bauerngärten. Und obwohl von der Kamille bis hin zum Eisenhut
oder Rittersporn alles prächtig blüht, fehlt solchen Gärten meist jeder
Reiz. Jene Gärten, die mir gefallen, und die ich seit Jahren immer wieder
besuche, um ihre Entwicklung zu sehen, verbindet eine eigentümliche
Unordnung. Da findet sich Unkraut, da liegen Gemüseabfälle oder
zusammengeharktes Laub. Schöne Gärten verdanken wir vor allem Menschen, die
spielerisch und neugierig mit Pflanzen umgehen. Ein guter Indikator ist das
Verhältnis zum Unkraut. In allen wirklich schönen Gärten wird diesem nicht
mit letzter Konsequenz zu Leibe gerückt. Die meisten Gärten, und da mag es
in ihnen noch so viele Exoten geben, haben etwas Ausschließendes.
Ironischerweise sind es heute die Gärten türkischer Gastarbeiterfamilien,
deren Gärten, auch wenn es in ihnen nur wenige Blumen gibt, an die alten
Bauerngärten denken lassen.
Hugo von Hofmannsthal hatte eine Vorstellung davon, was einen Garten zu
einem schönen, genaugenommen beseelten Garten macht: "Der seelenloseste
Garten braucht nur zu verwildern, um sich zu beseelen. Es entsteht unter
diesen schweigenden grünen Kreaturen ein stummes Suchen und Fliehen,
Anklammern und Ausweichen, eine solche Atmosphäre von Liebe und Furcht, dass
es fast beklemmend ist, unter ihnen allein zu sein. Und doch sollte es
nichts Beseelteres geben als einen kleinen Garten, in dem die lebende Seele
seines Gärtners webt. Es sollte hier überall die Spur einer Hand sein, die
zauberhaft das Eigenleben aller dieser stummen Geschöpfe hervorholt,
reinigt, gleichsam badet und stark und leuchtend macht. Der Gärtner tut mit
seinen Sträuchern und Stauden, was der Dichter mit den Worten tut: er stellt
sie so zusammen, dass sie zugleich neu und seltsam scheinen und zugleich
auch wie zum erstenmal ganz sich selbst bedeuten, sich auf sich selbst
besinnen. Das Zusammenstellen oder Auseinanderstellen ist alles: denn ein
Strauch oder eine Staude ist für sich allein weder hoch noch niedrig, weder
unedel noch edel, weder üppig noch schlank: erst seine Nachbarschaft macht
ihn dazu, erst die Mauer, an der er schattet, das Beet, aus dem er sich
erhebt, geben ihm Gestalt und Miene. Dies alles ist ein rechtes ABC."
Rudi Nagillers Gartenlandschaft kennt zwar keine Gartenblumen, auch fehlt
ihr die Geschlossenheit eines Gartens, aber das funktionale und spielerische
Nebeneinander lässt an eine Gartenlandschaft im eigentlichen Sinn denken, an
die Schnittstelle von vegetativem Eigenleben und menschlichen Eingriffen, an
jene des Paradieses wie der Mühsal und Vergänglichkeit. Er mag von anderen
belächelt werden. Sein Traktor nimmt sich bescheiden aus. Aber ich bin
überzeugt, dass er über mehr Lebensqualität als viele andere Bauern verfügt.
Er kennt die Lust an seiner Arbeit. Das scheint mir eine wahre Lebenskunst,
die sich auch noch auf die Kühe abfärbt. Während die moderne Landwirtschaft
bemüht ist, alle Reibungsverluste auszutilgen, kennt er eine Grundhaltung
mancher Psychotherapeuten. Man muss sich mit dem Widerstand verbünden, auf
Kühe und Äcker übertragen, diesen ihr Eigenleben lassen.
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